dasdarfdochwohlnichtwahrsein

Der alltägliche Wahnsinn…alleinerziehend mit zwei Jungs. Mein Leben fühlt sich meistens an wie ein 5.000-Teile-Puzzle – niemals fertig, ich bin glücklich, wenn ich wieder ein Teil aus dem Rand finde, manchmal kurz davor alles hinzuschmeissen, von unten gegen den Tisch zu treten und doch der Faszination des Großen und Ganzen erlegen… Ich liebe die Beiden. Und ich liebe mein Leben. Und ich liebe unser Lebenspuzzle.


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Thema 1: Der Große

Mein Großer. Der nun nicht mehr nur im übertragenen Sinn der Große ist. Als „Erstgeborener“. Nein. Er ist schlappe 1,76m groß und damit nur noch wenige Zentimeter kleiner als ich. Er trägt 44er Schuhe und spielt damit längst in einer ganz anderen Liga als ich – nicht, dass ich diese Art von Sneakern jemals freiwillig tragen würde, aber seine Füße sind beeindruckend! In jeder Hinsicht.

Außerdem ist er jetzt ein Teenager. Es ist verdammte dreizehn Jahre her, dass ich ihn in die 50er Strampler gesteckt habe und er darin fast ertrunken ist, weil er so sehr klein und so sehr zart war. Mein Baby.

Und jetzt kriegt er einen Flaum auf der Oberlippe, ganz zu schweigen von der Körperbehaarung an anderen Stellen, für die er bis Weihnachten meinen (!) Rasierer benutzt hat! Ohne mein Wissen!

Natürlich ist es eine anstrengende Zeit. Manchmal fühlt es sich an, als würde er mich zwingen, mit ihm in den vordersten Wagen irgendeiner schrecklich gruseligen, super-modernen Achterbahn einzusteigen. Ich hasse Achterbahnen! Und so führen wir in einem Moment unglaublich vertraute, schöne, interessante, aufregende, spannende Gespräche, während wir in Wirklichkeit eigentlich schon wieder auf den nächsten emotionalen Abgrund zurasen und er alternativ weinend/Türen knallend/sein Leben scheiße findend/am liebsten dem Bruder eine runterhauen wollend/mich waaahnsinnig anstrengend findend, versucht, mit dem Gefühlschaos umzugehen. Und ich auch.

Und mit jedem Tag erinnere ich mich ein bisschen mehr an mein Erwachsenwerden. An die vielen, vielen Gefühle.

Und ich bin so unheimlich stolz auf ihn. Er ist in vielen Bereichen schon so reflektiert, denkt viel nach, überprüft sich selbst. Ist ein unglaublich empathischer, witziger, feinfühliger junger Mann und ich bin so sehr sicher, dass er – egal, wie das mit dieser vermaledeiten Schule auch weitergehen wird – seinen Weg finden wird.

Natürlich mache ich mir Sorgen. Gerade erst haben wir das Thema „schlechter Einfluss von schlechten Freunden“ einigermaßen erfolgreich (so hoffe ich doch) umschifft, fragt nicht, wie viele Stunden und graue Haare mich das gekostet hat. Wenn dein eigenes Kind plötzlich Berührung mit richtigen Drogen hat, dann kannst du wirklich an einem bestimmten Punkt nur noch reden, vertrauen, hoffen und beten.

Und dem Kind immer und immer wieder deine Hilfe, Liebe und Vertrauen anbieten. Das kostet unsagbar viel Kraft. Und ist auch wieder so ein Alleinerziehenden-Thema. Der Vater hat dabei eigentlich keine Rolle gespielt. Hat sich zwar meine Sorgen angehört, wollte dann ein Gespräch zu dritt führen, hat ihn dabei aber nur bedrängt und gefühlt in Ecke geschoben, einfach nicht gemerkt, was unser Sohn wirklich gebraucht hat. Nämlich tatsächlich das Gefühl, selbst entscheiden zu dürfen. Dass wir ihm zutrauen, dass er das schon kann und schafft. Das war für den Vater eigentlich nicht tragbar, also hat er sich, wie so oft, komplett rausgezogen. Mir die Verantwortung übergeben. Mich damit allein gelassen. Ich bin nicht arrogant genug zu behaupten, dass es nicht hätte schief gehen können, dass es mein Verdienst gewesen wäre, dass alles gut gegangen ist. Es war vielleicht eine große Portion Erziehung, alte Samen, die ich vor Jahren schon gepflanzt hatte, die jetzt endlich aufgegangen sind und Blüten tragen. Und Glück. Und Vernunft.

Oder Vertrauen. Ich bin, war und werde immer an seiner Seite sein. Und auch in Zukunft Gespräch um Gespräch mit ihm führen. So lange er mir sein Vertrauen schenkt und diese Gespräche mit mir führen will, werde ich für ihn da sein. Seine Sorgen mit ihm teilen. Genauso über Pickel auf der Nase, wie über Klamotten, Schulsorgen, Chaos im Leben, Ärger mit den Freunden, Angst um den kleinen Bruder, Streit mit dem Papa oder seine neueste Lieblingsmusik reden.

Natürlich werde ich ihn weiter nerven. Ein Teil der Familie zu sein. Seinen Beitrag zu leisten. Den Müll runter zu bringen, die Waschmaschine ein- und die Spülmaschine auszuräumen. Die verdammten Pfandflaschen aus seinem Zimmer rauszuholen und mir helfen, den Wochenendeinkauf hochzutragen. Ich werde ihn nicht so viel Computerspielen lassen, wie viele seiner Freunde das dürfen. Weiter dafür sorgen, dass er ordentlich isst, sich „gescheit“ anzieht und zweimal am Tag seine Zähne putzt.
Manchmal verdreht er die Augen. Manchmal sagt er nur: „M – A – M – A!“

Und sein WhatsApp-Status ist: „The most important thing in my life is my family!“

Und deshalb mein Sohn:

Breite Deine Flügel aus und fliege.
Sei ein Adler.
Lebe Deine Freiheit,
und lasse Dich nicht beirren von denen,
die Dich zähmen wollen.