dasdarfdochwohlnichtwahrsein

Der alltägliche Wahnsinn…alleinerziehend mit zwei Jungs. Mein Leben fühlt sich meistens an wie ein 5.000-Teile-Puzzle – niemals fertig, ich bin glücklich, wenn ich wieder ein Teil aus dem Rand finde, manchmal kurz davor alles hinzuschmeissen, von unten gegen den Tisch zu treten und doch der Faszination des Großen und Ganzen erlegen… Ich liebe die Beiden. Und ich liebe mein Leben. Und ich liebe unser Lebenspuzzle.


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Thema 1: Der Große

Mein Großer. Der nun nicht mehr nur im übertragenen Sinn der Große ist. Als „Erstgeborener“. Nein. Er ist schlappe 1,76m groß und damit nur noch wenige Zentimeter kleiner als ich. Er trägt 44er Schuhe und spielt damit längst in einer ganz anderen Liga als ich – nicht, dass ich diese Art von Sneakern jemals freiwillig tragen würde, aber seine Füße sind beeindruckend! In jeder Hinsicht.

Außerdem ist er jetzt ein Teenager. Es ist verdammte dreizehn Jahre her, dass ich ihn in die 50er Strampler gesteckt habe und er darin fast ertrunken ist, weil er so sehr klein und so sehr zart war. Mein Baby.

Und jetzt kriegt er einen Flaum auf der Oberlippe, ganz zu schweigen von der Körperbehaarung an anderen Stellen, für die er bis Weihnachten meinen (!) Rasierer benutzt hat! Ohne mein Wissen!

Natürlich ist es eine anstrengende Zeit. Manchmal fühlt es sich an, als würde er mich zwingen, mit ihm in den vordersten Wagen irgendeiner schrecklich gruseligen, super-modernen Achterbahn einzusteigen. Ich hasse Achterbahnen! Und so führen wir in einem Moment unglaublich vertraute, schöne, interessante, aufregende, spannende Gespräche, während wir in Wirklichkeit eigentlich schon wieder auf den nächsten emotionalen Abgrund zurasen und er alternativ weinend/Türen knallend/sein Leben scheiße findend/am liebsten dem Bruder eine runterhauen wollend/mich waaahnsinnig anstrengend findend, versucht, mit dem Gefühlschaos umzugehen. Und ich auch.

Und mit jedem Tag erinnere ich mich ein bisschen mehr an mein Erwachsenwerden. An die vielen, vielen Gefühle.

Und ich bin so unheimlich stolz auf ihn. Er ist in vielen Bereichen schon so reflektiert, denkt viel nach, überprüft sich selbst. Ist ein unglaublich empathischer, witziger, feinfühliger junger Mann und ich bin so sehr sicher, dass er – egal, wie das mit dieser vermaledeiten Schule auch weitergehen wird – seinen Weg finden wird.

Natürlich mache ich mir Sorgen. Gerade erst haben wir das Thema „schlechter Einfluss von schlechten Freunden“ einigermaßen erfolgreich (so hoffe ich doch) umschifft, fragt nicht, wie viele Stunden und graue Haare mich das gekostet hat. Wenn dein eigenes Kind plötzlich Berührung mit richtigen Drogen hat, dann kannst du wirklich an einem bestimmten Punkt nur noch reden, vertrauen, hoffen und beten.

Und dem Kind immer und immer wieder deine Hilfe, Liebe und Vertrauen anbieten. Das kostet unsagbar viel Kraft. Und ist auch wieder so ein Alleinerziehenden-Thema. Der Vater hat dabei eigentlich keine Rolle gespielt. Hat sich zwar meine Sorgen angehört, wollte dann ein Gespräch zu dritt führen, hat ihn dabei aber nur bedrängt und gefühlt in Ecke geschoben, einfach nicht gemerkt, was unser Sohn wirklich gebraucht hat. Nämlich tatsächlich das Gefühl, selbst entscheiden zu dürfen. Dass wir ihm zutrauen, dass er das schon kann und schafft. Das war für den Vater eigentlich nicht tragbar, also hat er sich, wie so oft, komplett rausgezogen. Mir die Verantwortung übergeben. Mich damit allein gelassen. Ich bin nicht arrogant genug zu behaupten, dass es nicht hätte schief gehen können, dass es mein Verdienst gewesen wäre, dass alles gut gegangen ist. Es war vielleicht eine große Portion Erziehung, alte Samen, die ich vor Jahren schon gepflanzt hatte, die jetzt endlich aufgegangen sind und Blüten tragen. Und Glück. Und Vernunft.

Oder Vertrauen. Ich bin, war und werde immer an seiner Seite sein. Und auch in Zukunft Gespräch um Gespräch mit ihm führen. So lange er mir sein Vertrauen schenkt und diese Gespräche mit mir führen will, werde ich für ihn da sein. Seine Sorgen mit ihm teilen. Genauso über Pickel auf der Nase, wie über Klamotten, Schulsorgen, Chaos im Leben, Ärger mit den Freunden, Angst um den kleinen Bruder, Streit mit dem Papa oder seine neueste Lieblingsmusik reden.

Natürlich werde ich ihn weiter nerven. Ein Teil der Familie zu sein. Seinen Beitrag zu leisten. Den Müll runter zu bringen, die Waschmaschine ein- und die Spülmaschine auszuräumen. Die verdammten Pfandflaschen aus seinem Zimmer rauszuholen und mir helfen, den Wochenendeinkauf hochzutragen. Ich werde ihn nicht so viel Computerspielen lassen, wie viele seiner Freunde das dürfen. Weiter dafür sorgen, dass er ordentlich isst, sich „gescheit“ anzieht und zweimal am Tag seine Zähne putzt.
Manchmal verdreht er die Augen. Manchmal sagt er nur: „M – A – M – A!“

Und sein WhatsApp-Status ist: „The most important thing in my life is my family!“

Und deshalb mein Sohn:

Breite Deine Flügel aus und fliege.
Sei ein Adler.
Lebe Deine Freiheit,
und lasse Dich nicht beirren von denen,
die Dich zähmen wollen.

Durcheinander…

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oder „Wieviel können Kopf und Herz einer Frau aushalten ohne zu explodieren?“…

Die Wochen vor den Sommerferien sind immer stressig. Da müssen nicht nur sechs Wochen Kinderbetreuung geplant und organisiert werden, nein, da fällt kurz vorher noch jedem Verein ein, er müsste noch schnell ein allerletztes Turnier veranstalten, der Kindergarten lädt zum alljährlichen Sommerfest, genau wie die Schule, wobei beim Kindergarten natürlich auch noch das ganze „Verabschiedungs-Zeug“ dazukommt, der Kleine kommt schließlich im September in die Schule. Aber da, wo es eine Verabschiedung gibt, gibt es erfahrungsgemäß auch eine Begrüßung! Und das bedeutet, dass die Schule nun also bereits die neuen Schülerchen einlädt zum „Schnuppertag“ und die Eltern zum ersten Elternabend und die Mittagsbetreuung natürlich genauso. Und dann sind da noch der halbjährliche Zahnarzttermin und das Zeltlager, zu dem noch schnell ein Nudelsalat gemacht werden muss, und die Anmeldung für das örtliche Ferienprogramm muss noch abgegeben werden, wobei das nicht so einfach ist, weil das ja vorher in aller Ruhe und Ausführlichkeit diskutiert werden muss – wer, was, wann machen soll/darf/kann. Und der Kleine muss Ende August wieder zur Magenspiegelung, das ist aber eigentlich Papas Ferienzeit, die Mama muss aber mit in die Tagesklinik und der Große soll eine feste Zahnspange kriegen, wir haben also noch zwei weitere Kiefer-orthopädietermine in der nächsten Woche mit reinzustopfen. Und der Kleine fährt Samstag mit der Oma nach Österreich, was ja grundsätzlich erst einmal nach einer Erleichterung klingt, dafür muss aber natürlich ein Koffer gepackt und vorher alles organisiert werden (von mir, logisch, oder?). Der Große darf dann am Donnerstag mit dem Zug „nachfahren“, was ebenfalls von mir verlangt, dass ich ihn in der Früh vor der Arbeit zum Hauptbahnhof fahre, im Zug ein nettes Plätzchen mit ihm suche, seine Nerven beruhige (welcher 11-Jährige darf schon alleine zwei Stunden mit dem Zug fahren?) und dann ruckifix weiter in die Arbeit…

Überhaupt die Kuchen die ich in den letzten Wochen gebacken und die Salate, die ich in den letzten Wochen für irgendwelche Sommerfeste, Turniere und sonstige Veranstaltungen gemacht habe, kann ich wahrscheinlich gar nicht an zwei Händen abzählen. Das kommt also zum üblichen Haushaltskram noch dazu. Und die ständig für irgendwelche Ausflüge benötigte Brotzeit. Hab ich ja irgendwie auch nicht einfach so ohne Weiteres greifbar. So eine Mutter bin ich einfach – leider – nicht.

Und die Kinder jubeln und freuen sich auf die Ferien und zählen die Tage bis zum Beginn rückwärts und ich hoffe, das alle meine Pläne aufgehen, dass ich alles gebacken kriege, dass alles klappt und grusel mich, wie in jedem Jahr, vor September. Wenn nämlich alles komplett neu sortiert werden muss. Die ganze Woche. Mit Stundenplänen, Musikunterricht, Fußball, Arbeit, Oma-Nachmittag…bis das steht kostet das jede Menge Kraft, Schweiß, Überredungs- und Organisationskunst. Noch dazu, wo eben der Kleine in die erste Klasse kommt. Das ist sozusagen die große „Unbekannte“…keine Ahnung, wie er die Hausaufgaben machen wird, wie ihm der Schulalltag schmecken wird und er das Lernen an sich finden wird. Das wird vermutlich mit der Lehrerin stehen und fallen und die werden wir erst am ersten Schultag kennenlernen…

Jedenfalls finden mich die Kinder schon ziemlich blöd und anstrengend. Weil ich ihrer großen Freude auf die Ferien nicht so richtig folgen kann. Weil ich immer noch so gestresst und so gar nicht gechillt bin.

Und ich meinerseits finde sie ziemlich blöd und anstrengend, weil ich eigentlich auch ganz gerne sechs Wochen Ferien und ihre unglaubliche Naivität und Gelassenheit hätte. Und mich sehr gerne an meine Zeit als Schülerin zurück erinnere, als mir die Sommerferien tatsächlich wie eine nicht enden wollende Freiheit, wie eine unfassbare Zeit des Glücks erschienen sind. In Wirklichkeit beneide ich sie. Und wünschte, ich könnte das mit ihnen teilen und zurück holen.

Hoffentlich haben sie schöne Ferien…

Wie viel Frau….

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…darf man als Mutter sein? Und noch dazu als alleinerziehende?

Ich finde das eine extrem wichtige Frage, die ich mir – nicht gerade täglich – aber doch sehr häufig stelle. Noch dazu als Mutter von zwei Jungs.

Was ja sofort die nächste Frage anschließt: Was brauchen Jungs? Wie viel Gender-Zeug? Wie viel „Mann“ brauchen sie in ihrem Leben? Und wieviel kann, muss, soll ICH ihnen davon geben?

Natürlich haben die beiden einen Vater. Allerdings nur an – hochgerechnet – etwa vier Tagen im Monat. Das ist ein Ca.-Verhältnis von 4:26. Nicht gerade üppig männlich, oder?

Und natürlich fällt mir sofort auf, dass ich schon wieder über die Kinder schreibe. Eigentlich wollte ich doch von mir erzählen. Aber immer stehen die beiden im Vordergrund. Ihr Wohlbefinden. Das ist Freude und Krux auf einmal. Schließlich ist das ein wichtiger Teil des Frauseins.

Also: wie weit dürfen die eigenen Bedürfnisse noch gehen?

Ich glaube ja grundsätzlich, dass nur eine glückliche Mutter eine gute Mutter sein kann.

Und das schließt jede Form des Mutterseins ein. Deshalb mag ich die 24-Stunden-Hausfrau genauso wenig verurteilen, wie die Karrierefrau, die vielleicht nur wenige Qualitätsminuten mit ihren Kindern am Tag verbringt. Wobei das natürlich schon sehr krasse und langweilige Stereotype sind…

Was ich damit sagen will ist, dass jede Frau nur dann wirklich gut zu ihren Kindern sein, sie gut erziehen, eine starke, positive Ausstrahlung haben kann, wenn sie selbst glücklich ist. Und zufrieden. Dass es dafür mehr Faktoren braucht, als Arbeit oder Nicht-Arbeit ist mir auch klar. Aber das ist ein großer Teil.

Ich gehöre beispielsweise nicht zu den Frauen, die sich rein über ihre Mutterrolle definieren können. Manchmal würde ich mir das wünschen. Weil es bestimmt schön ist, nicht so getrieben und ruhelos zu sein wie ich. Ich bekomme Anerkennung in meinem Beruf. Ich bin gern unter Erwachsenen, löse unlösbar scheinende Probleme, habe Kontakt zu vielen verschiedenen Menschen und auch die tägliche Fahrt zur Arbeit und nach Hause sind eigentlich jeweils mindestens 30 Minuten allein für mich, die ich auf eine sehr subtile Weise genieße.

Aber Glücklich sein hat noch nicht automatisch etwas mit Frausein zu tun, oder? Glücklich sein ist irgendwie eine Gemengelage aus vielen verschiedenen Faktoren. Aber gerade gar nicht mein Thema…

Frau sein. Ich bin ganz ehrlich: manchmal vermisse ich es schon, dass ich kein Mädchen habe. Eine Jungs-Mutter zu sein ist cool, ohne Frage. Die beiden sind tolle Jungs.

Aber trotzdem geht es bei uns natürlich vorrangig um Waffen, Autos, Spielkarten, Lego, Jungs-Serien, etwas härtere Musik und vor allem ständig: schneller, fester, weiter, größer usw.

Klar hätte ich manchmal gerne in den dreckigen (vorzugsweise blauen, beigen, oliven oder schwarzen) Hosentaschen beim Waschen süße rosa Haarklammern. Oder würde gerne beim Abholen aus dem Kindergarten statt Stöcken oder Schnecken mal ein selbergemaltes Bild mit Schmetterlingen und anderem Mädchenkram kriegen.

Aber dabei geht es natürlich weniger um mein Frausein. Um das muss ich zuhause schon ganz schön kämpfen. Da wird schon gemeckert, wenn es bei uns im Bad rosa und weiße Handtücher gibt. Oder Blümchenservietten. Oder mir eine gewisse Ästhetik beim Essen oder auch bei der Dekoration im Wohn- oder Schlafzimmer wichtig sind (was sie in ihren Zimmern an die Wände hängen ist definitiv ihre Sache!)…

Ich mag es gern wohlriechend, sauber, gepflegt – alles keine Attribute, die auf der Prioritätenliste der Jungs unter den Top 100 vorkommen.

Aber Frausein heißt für eine Alleinerziehende natürlich auch: was ist mit Männern? Wie nah lass ich die an mich heran? Und noch viel wichtiger: wie nah an die Kinder?

Wie weit „verkraften“ die Kinder, dass man eben nicht nur die Mama ist, sondern auch eine Frau und noch dazu nicht mehr die Frau vom Papa, sondern womöglich die, eines anderen Mannes?

Dabei hat gerade bei mir zum Beispiel meine „neue“ Definition des Frauseins einen großen Anteil an der Trennung von meinem Mann gehabt. Weil ich eben nicht mehr das Gefühl hatte, für ihn noch eine Frau zu sein. Weil sich mein Frauenbild und meine Bedürfnisse im Laufe der letzten Jahre massiv verändert haben.

Ok, zugegeben, wirklich Zeit (so wie ich mir das vielleicht vorgestellt oder gewünscht habe) hatte ich seit der Trennung noch nicht, mich damit weiter auseinander zu setzen oder mich vielleicht auch „weiter zu entwickeln“….aber die Hoffnung stirbt zuletzt.

Und bis dahin versuche ich die Gradwanderung. Für die Jungs eine tolle Mutter zu sein. Und irgendwie auch ein Vater. Aber auch eine Frau. Eine richtige Frau…

Stur wie ein Esel oder welcher Schädel ist härter?

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Der kleine Sohn und ich spielen ja regelmäßig das lustige Spiel: „Wer von uns beiden hat den härteren Kopf?“  (*Ironie aus*)

Und was soll ich sagen? In der Regel….verliere ich. Ja, ich weiß, ich bin 44, das Kind ist sechs, ich bin die Mutter, ich bin erziehungsberechtigt, hier geht es um Respekt….weiß ich alles! Echt! Und trotzdem…

Also, kleines, alltägliches Beispiel. Das Aufstehen ist ein Drama. War es schon immer und wird es vermutlich auch immer bleiben. Speziell jetzt in den Ferien in das natürlich auch fies. Die Kinder hier in der Nachbarschaft gehen schon alle in die Schule, haben entsprechend frei und können ausschlafen – inklusive des eigenen Bruders.

Er hingegen muss morgens bis 7:15 Uhr angezogen und gefrühstückt fertig für den Kindergarten sein, weil ihn da der Papa abholt. Klar, kann ich den Konflikt nachvollziehen, aus diesem Grund wird in diesen beiden Wochen das Bettgehen abends auch etwas entspannter angegangen.

Gestern Abend war es – alles in allem – etwas 21 Uhr. Er wollte dann unbedingt noch das „Grüffelo“ vorgelesen (kluge Wahl! Das ist nämlich so kurz, dass es theoretisch möglich gewesen wäre, dass sein perfider Plan aufgeht…), was ich für einen vermeintlich pädagogischen Schachzug verwendet habe.

„Wenn du morgen Früh richtig gut aufstehst und dich gleich ganz schnell anziehst, dann kann ich dir beim Frühstück ganz gemütlich noch das Grüffelo vorlesen, okay?“ – „Au, ja! Gute Idee! So machen wir´s!“

Was bin ich doch naiv. Ich hab echt geglaubt, das klappt. Wie ich jedes Mal denke, dass ich mit solchen Tricks bei ihm durchkomme.

Heute morgen also, 6:30 Uhr, spaziere ich gut gelaunt in sein Zimmer, ziehe das Rollo hoch, die Sonne scheint, ich kraule ihn hinterm Ohr und flöte: „Guten Morgen Schnucki! Komm, steh schnell auf, dann können wir noch lesen, so wie wir es ausgemacht haben!“

– Keine Reaktion –

Ok, zweiter Versuch. „He, komm, weißt du noch, was wir gestern Abend besprochen haben?“

– „Hmmmmmm, noch zwei Minuten“

Ok, kein Problem. „Aber dann stehst du gleich auf, ja?“

Nächster Versuch, etwas genervter: „Kommst du jetzt bitte?!“

– „Hmmmmm, ich bin müde……..“

Mein Blutdruck steigt. „Aber wir haben doch…..“

– „Gleich. Noch eine Minute….“

Jetzt ungehalten. Ich ziehe die Decke weg. „Dann geht das mit dem Lesen nicht. Schade, ich hab mich schon gefreut auf das Frühstück so mit dir. Blöd…“

– Keine Reaktion –

Und so zieht sich das noch schlappe zehn, fünfzehn Minuten hin, bis ich wirklich ungehalten werde und ihn richtig anmotze, oder erschrecke, oder einfach liegen lasse und sage, dass mir das wurscht ist, dann muss er halt im Schlafanzug in den Kindergarten – also die ganzen pädagogisch äußerst wertvollen Sachen!

irgendwann sitzt er dann am Klo, er ist sauer, ich bin sauer, es gibt keine Geschichte, ein missmutiges, gedrücktes Frühstück….grrrrr….

Und das wirklich Besondere an ihm ist: und trotzdem ist er stärker.

Heute zum Beispiel hat ihn dann der Papa abgeholt. Da waren wir immer noch nicht wieder richtig gut miteinander. Er hat seine Sandalen geholt, seine Kappe, seine Tasche und ist an mir vorbei zur Türe rausmarschiert. Grußlos. Ungerührt. Der Papa sagt: „Magst du nicht wenigstens noch gescheit der Mama Tschüß sagen?“ – Einziger Kommentar: „Nö.“

Er gewinnt. Mein Bauch grummelt seit heute Früh. Wahrscheinlich seiner auch. Und trotzdem wird er nachher, wenn ich ihn aus dem Kindergarten abhole, ungerührt sein.

Er ist wie mein Spiegel. Nur in härter. In krasser. In stärker. Und das macht mich wahnsinnig! Ich liebe ihn so sehr! Er ist definitiv das coolste Kind auf Erden. Und wenn mein Schädel aus Stein ist, dann ist seiner aus Stahl!

Die Sache mit dem Vertrauen

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Es sind Ferien. Das mag für sämtliche Schulkinder da draußen eine gute Nachricht sein. Und für die privilegierten Eltern dieser Kinder, die in dieser Zeit Urlaub haben – oder noch besser: mit dem Nachwuchs  irgendwo hinfahren können.

Für mich bedeuten Schulferien in der Regel eher Stress.

Wobei diese Ferien ein wenig leichter sind. Der Kindergarten hat nämlich offen. Sehr zum Leidwesen des Kleinen, aber sehr zu meiner Freude und Erleichterung. Trotzdem kommt er in den Genuss einiger Ferien-Vorzüge: er darf später ins Bett, ist ständig und andauernd mit irgendwelchen Freunden am Nachmittag verabredet (wo ich ihn natürlich hinfahren und auch wieder abholen muss…), macht den einen oder anderen Ausflug mit der Oma usw.

Und der Große? Der ist der König unter seinen Freunden. Der Herrscher der Wohnung. Der Bestimmer des Tages. Meist bekommt er von mir eine (mehr oder weniger kleine) Liste mit To-Do´s, die er zwischen Aufstehen und meinem Heimkommen erledigen soll. Das können Wäsche aufhängen, Spülmaschine aus- und einräumen, Müll rausbringen, gelbe Säcke bei der Gemeinde organisieren, Schildkrötenstall sauber machen, Wäsche waschen, Zimmer aufräumen, Wohnung saugen etc. sein…aber auch ganz banale Sachen, die gerne in den Ferien mal vergessen werden, wie: duschen, Zähne putzen, Mittag essen, Vokabeln lernen und ähnliches. Und nein, er ist damit nicht Vollzeit beschäftigt, in der Regel kriegt er sein „Pflicht-Programm“ in ungefähr einer Stunde hin um sich dann in aller Ruhe den wirklich wichtigen Ferien-Dingen zu widmen.

Die da wären: bei lauter Musik auf dem Trampolin hüpfen und davon Handy-Videos drehen, einhundertmal den selben (durchaus lebensgefährlichen) Hügel mit dem – nicht outdoor-geeigneten – Fahrrad runtersausen, Sprungschanzen bauen und sich immer wieder wahnsinnig cool finden, wenn man nur vom Rad geflogen ist, sich aber nichts gebrochen hat….und eben auf der X-Box „Fortnight“ zu spielen…womit wir beim Thema wären.

Vertrauen. Ich persönlich finde Video-Computer-Handy-Spiele doof. Ja, voll old-fashioned, ich weiß. Ich kann dem einfach nix abgewinnen. Vielleicht finde ich es noch ganz witzig hin und wieder mal das eine oder andere Autorennen zu fahren – aber selbst das verliert schnell an Reiz. Die Realität ist viel cooler… 🙂

Und ja, ich tu mich auch mit der Faszination meines Kindes für YouTuber schwer, die einfach nur andere beim Computerspielen zuschauen lassen.

Also bin ich – zugegeben schweren Herzens – in der Arbeit, während das Kind, unbeaufsichtigt zu Hause, wer weiß was tut. Klar gibt es Regeln. Klar gibt es Abmachungen. Aber ich kann eben auch nicht mehr, als ihm zu vertrauen. Und das finde ich bisweilen extrem schwer. Natürlich hatten wir schon Handy-Zwischenfälle. Also, dass er sich Spiele (um genau zu sein: zwei) runtergeladen hat, die ab achtzehn sind. Und der kleine Bruder, die alte Petze, konnte abends vor lauter Aufregung nicht einschlafen und musste mir das dann doch unbedingt erzählen um sein kleines Herzchen leichter zu machen…

Oder, dass er, als er Handy-Verbot und ich das neue, gute Smartphone kassiert hatte, er das ältere, uncoole (aber durchaus brauchbare) Modell benutzt hat, um im WLAN, heimlich im Dunkeln im Bett, doch irgendwie seine Games zu zocken. Man kann Vieles über ihn sagen: dumm ist er nicht.

Blöd nur, dass ich noch klüger bin. Ok. Oder mir auch immer wieder mal der Zufall in die Hände spielt. In diesem Fall war ich abends noch spazieren und beim Nachhause Kommen, ist mir der merkwürdige Lichtschein durch seine Rollo-Ritzen aufgefallen…er hat gleich gestanden. Sag ich ja: kluges Kind!

Jedenfalls finde ich das schwer. Ich gehe also morgens um viertel nach sieben mit dem Kleinen aus dem Haus, manchmal schläft er da noch. Und wenn alles normal läuft ist er bis viertel nach vier allein. Das sind neun (!) Stunden! Natürlich bin ich jederzeit telefonisch erreichbar. Klar ist die Oma nur über die Straße und im Prinzip auch fast immer greifbar. Selbstverständlich kennt er die Regeln, er ist verantwortungsbewusst, vernünftig und ich kann mich auf ihn verlassen. Sonst würde ich das niemals machen. Und wenn er nicht alleine bleiben wollen würde – dann würde ich eine andere Lösung für ihn finden. Ich weiß, dass er es genießt. Dass es auch manchmal, wenn keiner der anderen Jungs Zeit hat, zu lange wird, dann ruft er mich an.

Ich will das auch nicht so. Das sind die Momente, in denen ich das Alleinsein verfluche. In denen ich  mir ein Hausfrauen-Dasein wünsche. Den ganzen Tag daheim. Mittags kochen. Super ordentlicher Haushalt. Immer ansprechbar für die Kinder. Der Kleine nur bis 12 Uhr im Kindergarten. Der Große nicht in der Ganztagsschule. Die Wäsche zeitnah gewaschen, gebügelt, zusammengelegt – nicht wie jetzt: ein riesen Berg Wäsche, sauber zwar, aber komplett „unbearbeitet“ auf dem Sofa….

Statt dessen begleitet mich das schlechte Gewissen. Gut, das hat nichts mit den Ferien zu tun. Das habe ich eigentlich immer. Jeden Tag. Jede Minute. Tagsüber. Nachts.

Aber natürlich würde ich auch lieber mit den Kindern in den Urlaub fliegen. Zwei Wochen Mallorca. Am Stand. All inclusive, oder so. Aber wir können es uns nicht leisten. Es ist Ende des Monats. Da ist eh immer alles eng. Und außerdem müssen wir in diesem Jahr zum ersten Mal mit dem Kleinen sechs Wochen Sommerferien „überbrücken“ zwischen Kindergarten und Einschulung – und der kann ganz sicher nicht alleine daheim bleiben. Entsprechend brauche ich jeden verfügbaren Urlaubstag für diese Wochen…

Also vertraue ich dem Großen. So gut ich halt kann. Zwischendurch bin ich extrem ungerecht. Motze ihn an. Versuche rauszufinden, ob er nicht doch die ganze Zeit nur zockt. Will, dass er fleißig ist. Dass er meine eigene Angst kompensiert. Was für ein Scheiß…

Er ist ein guter Junge. Und er hat mein Vertrauen verdient. Und ich muss großzügig sein. Vor allem mit mir.

Maifest…

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…im Kindergarten.

Wie anstrengend solche Feste für manche Eltern sind, weiß ich erst, seit ich selber alleinerziehend bin.

Schon Wochen im Vorhinein stellen sich erste Fragen: Wer geht hin? Fällt ein solches Fest auf ein Wochenende ist es eigentlich klar: derjenige, der an diesem Wochenende die Kinder hat. Theoretisch zumindest.

Schwieriger gestaltet sich das Ganze aber, wenn das Kindergartenkind (das Wort „Kindergarten“ ist beliebig durch „Schule“ oder „Fußballverein“ oder ähnliches zu ersetzen!) eine Vorführung hat, also etwas macht, von dem es hofft, dass BEIDE Eltern es sehen und gebührend würdigen/applaudieren/feiern.

Dann können sich die Eltern entweder:

a) zusammenreißen und diese paar Stunden gemeinsam/einsam verbringen, fröhlich und aufmunternd dem Kind zunicken, sich über das Kind und mit dem Kind freuen, stolz sein, und trotzdem immer wieder auf die Uhr schielen und hoffen, dass der Nachmittag einigermaßen schnell vergeht… oder

b) sie enttäuschen das Kind, schieben eine Entschuldigung vor, warum der Papa oder die Mama an diesem Tag leider nicht kommen kann, ja, das ist wirklich traurig, komm, wir machen ein paar Fotos, die schicken wir dann gleich per WhatsApp…

Die ganz Hartgesottenen wählen Möglichkeit c) und kommen mit dem neuen UND dem alten Partner. Das ist richtig krass. Dann können all die anderen bösen Eltern sich in aller Ruhe das Maul zerreißen…

Damit ist es ja aber noch nicht genug. Fährt man gemeinsam oder kommt jeder mit dem eigenen Auto? Wer zahlt den einen Euro für den Kaffee? Wie geht es hinterher weiter (wenn alle anderen Familien zum Beispiel noch gemeinsam Essen gehen…)?

Ganz ehrlich: ich hab mir das nicht so stressig vorgestellt. Und das, obwohl wir inzwischen in solchen Situationen tatsächlich einen ziemlich gepflegten Umgang miteinander haben. Trotzdem fühlt es sich natürlich nach einer Show an. Einer nicht ganz richtigen Show.

Und so sitze ich heute, ganz brav und stilecht in meinem Dirndl, in der Arbeit und warte darauf, dass es Nachmittag wird. Und wir uns um 15 Uhr alle zusammen im Kindergarten treffen. Heute sogar mit drei Autos. Die Oma kommt nämlich auch noch und bringt die Kinder mit. Und irgendwie wünsche ich mir, dass es 17 Uhr ist. Und ich mich mit der Ausrede, dass ich ja noch unbedingt einkaufen muss, weil morgen Feiertag ist, vom Acker machen kann. Und irgendwie tut mir das auch leid. Er hat das Lied so sehr geübt, der Kleine. Und ist so stolz auf den Tanz, den er um den Maibaum tanzen wird. Und natürlich werde ich lächeln. Und klatschen. Und fotografieren. Und ihn hinterher drücken und herzen.

Und natürlich auch die Frage aushalten: „Und warum kommt der Papa jetzt nicht mehr mit zu uns?“

Ein wirklich guter Anfang…

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…um meinen persönlichen Wahnsinn zu erklären.

Ich bin Mutter. Leidenschaftlich? Nein. Ich liebe meine beiden Jungs. Sehr sogar. Aber ich gehe auch wirklich gerne arbeiten. Und rede mit Erwachsenen. Und habe gerne mal meine Ruhe. Und bin gerne mal alleine.

Klingt nach Rabenmutter? Für manche vielleicht. Aber schon kurz nach der Geburt meines großen Sohnes vor mehr als elf Jahren, habe mich im „Geburts-Nachbereitungs-Kurs“ (mir will jetzt partout der Name nicht einfallen…) schon die Super-Über-Mütter angestrengt. Perfekte Wickeltaschen, immer alles für alle Eventualitäten dabei, über-vorsichtig, überbehütend. So wollte ich nie sein, so war ich nie, so bin ich auch heute nicht. Manchen erscheint das vielleicht lieblos, ich kann nur sagen, meine Jungs sind – trotz meiner „mangelnden“ Fürsorge, wunderbare, gesunde Kinder geworden.

Tatsächlich bin ich schon das erste Mal komplett vom Thema abgedriftet. Läuft.

Ok, wir fangen mit Fakten an. Vielleicht geht es dann besser.

Ich: 44, alleinerziehend seit einem Jahr, arbeite fast Vollzeit (das allerdings nicht freiwillig, anders geht’s einfach nicht)

Großer Sohn: 11, stinkfauler Realschüler, sehr emotional, stimmungsschwankend, empathisch, unglaublich mitteilungsbedürftig

Kleiner Sohn: 6, Vorschüler, extrem klug (fast nervig), wirkt eher unemotional, ruppig, manchmal fast teilnahmslos und unempathisch, genauso mitteilungsbedürftig

Beide zusammen: reden von morgens um 6 bis abends um 9 ohne Unterbrechung (außer sie haben den Mund seeeehr voll), schenken sich nix, sind extrem liebevoll miteinander, können nicht ohne einander und finden sich ungefähr 137mal am Tag doof. Ja, so wundervoll widersprüchlich kann das Leben sein.

Wir zu dritt: eine sehr explosive Mischung. Wir sind oft uneins, was zu tun ist bzw. was die richtige Prioritätensetzung ist  (ich: kommt Essen/Tisch decken/Hände waschen/Zimmer aufräumen…. die beiden: wir müssen unbedingt Trampolin springen/Fußball spielen/X-Box „zocken“/Lego bauen)

Außerdem sind wir irgendwie noch ganz dringend auf der Suche nach uns als Familie. Ich habe das schon gelesen, dass so etwas passiert, wenn beispielsweise ein Elternteil stirbt. Dass dann die Familie kippt. Dass Plätze plötzlich nicht mehr belegt sind und neu besetzt werden müssen. Dass sich alles neu sortieren muss. Und irgendwie gilt das auch für eine Trennung. Vielleicht ist es sogar noch ein bisschen schwieriger. Ich weiß, das klingt jetzt womöglich für den einen oder anderen schrecklich zynisch und verletzend. Was wir durchleiden, ist manchmal ein wenig „Sterben auf Raten“. Papa ist zwar da aber irgendwie auch nicht richtig. Es gibt Wut, Animositäten, vielleicht sogar Streit zwischen ihm und mir. Aber auch Aggression und Wut der Kinder. Gegen mich. Weil ich den Papa „weggenommen“ habe. Gegen den Papa. Weil er dann doch nicht immer nur der zauberhafte Wochenend-Papa sein kann und will. Und in diesem ganzen Chaos gibt es gar nicht wirklich Zeit, um meinen eigenen Schmerz zu verarbeiten. Natürlich bin ich traurig. Wir waren dreizehn Jahre lang ein Paar. Wir haben uns versprochen, unser ganzes Leben miteinander zu verbringen. Für immer. Wir haben einen großen Teil unseres Lebens geteilt. Freude und Leid. Da kann man vielleicht leicht sagen, man trennt sich als Paar. Aber als Eltern kannst du dich eigentlich niemals trennen. Das wird uns immer verbinden. Es wird folglich niemals Ruhe geben, niemals einen endgültigen Schlussstrich.

Aber letztendlich sind wir drei auch schon ein ziemlich gutes Team. Verbunden durch innige Liebe. Und den unbedingten Wunsch, es zu schaffen. Wenn das keine gute Grundlage ist…